Blog - Geschichten aus der natur

17. Dezember 2022 - Nordische Raritäten am Bodensee

Der Bodensee gehört für mich im Winter zum Jährlichen Programm. Und dieses Jahr wurde ich einmal mehr durch eine Raritätenmeldung herbeigelockt. In der Steinacher Bucht bei Arbon sollen gleich mehrere Säbelschnäbler rasten. Dies ist sehr speziell - denn zum einen ist der Säbelschnäbler in der Schweiz ein seltener Durchzügler, zum anderen sind Beobachtungen im Winter besonders selten. Also reiste ich in die Ostschweiz und trotzte der kalten Bodenseeluft. Ich musste nicht lange Suchen, da sah ich die auffälligen Vögel im Wasser herumschwimmen. Da Säbelschnäbler Limikolen sind, war dies ein ziemlich spezieller Anblick, sieht man sie doch meistens irgendwo in der Schlickfläche herumstolzieren. Die Vögel boten immer wieder kurze Verfolgungsflüge und zeigten im Flug ihr wunderschönes, kontrastreiches Gefieder. Nach einer Weile entschied ich mich noch weiter ins Ermatinger Becken zu gehen. Das Ermatinger Becken ist eines der grössten Überwinterungsgebiete für Wasservögel. Seit Jahren reise ich immer wieder dort hin aus einer ganz bestimmten Hoffnung. Denn dieser Seeteil ist im europäischen Binnenraum der einzige regelmässig benutzte Überwinterungsplatz für die arktischen Zwergschwäne. Diese sind jedoch in der Regel fast einen Kilometer weit weg auf der Deutschen Seite des Sees. Doch die Hoffnung das mal einer auf die Schweizer Seite kommt, liess mich seit Jahren nicht los. Und an diesem Tag war es dann endlich so weit! Natürlich immer noch viel zu weit Weg für ein gutes Foto aber immerhin nur noch etwa in 500 Meter Entfernung schwammen plötzlich zwei Zwergschwäne. Sie schwammen sogar auf mich zu! Doch als sie etwa noch 200m weit entfernt waren, Flogen auf einmal hunderte Wasservögel auf und auch die Zwergschwäne verreisten wieder auf ihre Lieblingsseeseite. Grund dafür war ein Kajakfahrer der direkt auf die Schwäne zu steuerte... Aber ich versuchte es Positiv zu sehen und hatte immerhin meine besten Belegbilder machen können und hoffte das die scheuen Schwäne nach diesem Schreck ihre Ruhe finden.

04. Dezember 2022 - Eine unglaubliche Begegnung!

Auch wenn das Nuolener Ried für die meisten Vogelarten in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit verloren hat, so haben es andere für sich Entdeckt. Schwäne und Gänse - Die Kühe der Lüfte, lieben die weiten Grasflächen und die ungestörten Felder im Gebiet. So ist es in den letzten Jahren für selten gewordene Gänsevögel wie die Saatgans oder die Blässgans, ein Hotspot geworden. Auch dieses Jahr liessen sich wieder einige dieser Gänse im Gebiet nieder. Ich habe zwar beide Arten schon mehrfach Fotografiert, aber da ich gerne in diesem Gebiet bin - da es immer mal wieder für eine Überraschung gut ist besuchte ich es mal wieder. Die Gänse waren schnell gefunden - denn neben mir waren bestimmt ein duzend andere Fotografen und Ornithologen welche die Gänse bestaunten. Ich wollte mich jedoch nicht in die Reihe eingliedern, sondern lief dann weiter und suchte nach anderen Arten. Plötzlich ertönte ein Ruf und ich dachte sogleich das es wie ein etwas seltsamer Goldregenpfeifer klingt. Dann sah ich ihn in der Luft vorbei fliegen und er landete in der Mitte des Feldes. Auch wenn er zu weit weg war für gute Bilder schoss ich einige Fotos, denn ein Goldregenpfeifer sehe ich auch nur selten. Anschliessend widmete ich mich dann auch den Gänsen, da diese ebenfalls angeflogen kamen und unweit vor mir in der Wiese landeten. 

Am Abend begann dann plötzlich eine grosse Diskussion. Dieser Goldregenpfeifer, könnte dies nicht ein Tundra-Goldregenpfeifer sein?! Nachrichten flossen hin und her, denn diese Art ist im Schlichtkleid extrem schwierig zu bestimmen. Doch nach einigen Tagen haben es mehrere Experten bestätigt. Der Tundra-Goldregenpfeifer lebt in Nordsibirien und Westalaska und in der Schweiz ist er zuvor erst zwei Mal nachgewiesen worden! Es ist die mit Abstand seltenste Art welche ich bis her entdeckt habe! Und das ohne es überhaupt zu erkennen. Aber genau deswegen geht man ja in die Natur - man lernt jedes mal etwas. Am nächsten Tag ging ich dann nochmals in Gebiet um bei der Nachsuche zu helfen. Bereits früh am Morgen wurde ein Goldregenpfeifer entdeckt. Doch wenn man sein Federkleid mit dem von meinen Bildern verglich, war klar das dieser nicht derselbe ist. Leider blieb somit die Nachsuche erfolglos...

08. November 2022  -  Ein Nordamerikaner im Tessin

Ende Oktober machte auf einmal eine Meldung die Runde, mit welcher niemand gerechnet hatte. Ein Weidengelbkehlchen, ein kleiner Singvogel aus der Familie der Waldsänger, wurde in der Bolle di Magadino im Tessin entdeckt. Sofort strömten hunderte von Ornithologen und Fotografen ins Tessin. Eigentlich wollte ich mich auch auf den Weg machen, aber irgendwie entschied ich mich dann doch dagegen. Denn irgendwie reizte es mich anfangs nicht besonders in einer Menschenmasse zu stehen, wo links und rechts die selben Fotos geknipst werden. Für mich ist die Naturfotografie ein Platz wo ich mal etwas zur Ruhe kommen möchte und deswegen entschied ich mich auf halber Strecke einen Abstecher zu den Seeforellen zu machen, welche gerade am Laichen waren. Doch der heimliche Vogel ging mir nicht aus dem Kopf. Fast 2 Wochen nachdem der Vogel entdeckt wurde, hatte ich mal wieder ein Zeitfenster, welches ich für die Naturfotografie nutzen konnte. Früh morgens machte ich mich also auf die Reise ins Tessin. Während der Fahrt schrieb ich noch mit einigen Beobachtern aus den Vortagen um wertvolle Tipps für die Beobachtung zu bekommen. Da wurde mir erst richtig klar wie schwierig es sein wird, diesen Vogel zu fotografieren. Am Vortag wurde er nur gehört, aber nicht gesehen. Er huscht durch die dichte Schilfvegetation und ist meist nur mal kurz für wenige Sekunden zwischen den Schilfhalmen zu sehen. Doch was für eine Sichtung helfen würde, war sein Ruf.  Dieser prägte ich mir somit gut ein. Am Spot angekommen, war ich bis auf einen Tessiner Ornithologen ganz alleine. Das lange warten begann.. Oder doch nicht? Nach 10 Minuten hörte ich direkt hinter mir ein verdächtiger Ruf. Ich drehte mich auf dem kleinen Damm um, und mitten in einem komplett einzelnen Strauch sass er. In gerade mal 2m Distanz und seine Zitronengelbe kehle leuchtete mir zu. Was für ein Anblick! Also Kamera zücken und... weg ist er. In eine dichte Strauchreihe geflogen. Ich hörte ihn zwar noch, im dichten Geäst war er dagegen praktisch unsichtbar. Irgendwann fand ich dann doch eine Lücke, durch die ich ihn halbwegs Fotografieren konnte. Immerhin ein Beweis! Und schon war er wieder weg. Diesmal in einen noch dichteren Strauch. Ich zögerte kurz ob es sich überhaupt lohnen könnte, dort ein Fenster zu finden. Ich könnte ja in der Böschungsreihe auch ans Ende gehen und hoffen das er sich weiter in die Richtung bewegt. Allerdings wirkte das Weidengelbkehlchen überhaupt nicht berechenbar. Zum Glück entschied ich mich für die erste Variante. Denn mit ganz viel Verrenkung und Strecken des ganzen Körpers fand ich ein winziges Loch in dem ich einen Blick auf den Vogel der Begierde hatte. Wieder waren es nur 2 Fotos die ich machen konnte, jedoch reichte dies auch. Es war besser als ich es mir je hätte Vorstellen können. Das Herbstliche Braun im Hintergrund, ein paar Äste, die zeigen wie heimlich dieser Vogel lebt und ein modelndes Gelbkehlchen. Perfekt! Das warten hatte sich mehr als gelohnt! Denn wären so viele Personen wie in den Vortagen dort gewesen, hätte ich die Bewegungsfreiheit nie gehabt, mich auf dem Engen Damm so zu positionieren. Anschliessend verschwand der Vogel auf die andere Seite der Lagune. Ich blieb noch etwas vor Ort, als sich der Platz jedoch langsam mit Beobachtern füllte machte ich mich auf den Heimweg. Am Abend begriff ich erneut wie viel Glück ich hatte. Den in den Kommentaren der anderen Beobachtern von diesem Tag, war vermerkt, dass er sich den Rest vom Tag nur einmal im Flug auf der anderen Uferseite zeigte. Manchmal braucht man einfach nur Glück.